REVIEWS DVD 04-2016
The Last Panthers
Sky - Canal Plus / Panorama
TIPP
'Diamanten waren nur der Anfang', so der leicht reißerische deutsche Untertitel fur die franko-britische Krimi-Koproduktion „The Last Panthers“, die sich erfolgreich an einem europäischen Gegenstück zu stilbildenden US-Serien wie True Detective versucht. Der kongenial mit einem geisterhaften Auszug aus David Bowies Black Star unterlegte Vorspann gibt bereits die düstere Atmosphäre der sechsteiligen (nun auf 2 DVDs verteilten) Miniserie vor, die auf einer wahren Vorlage, den Juwelen-Diebstählen der berüchtigten Pink Panthers vom Balkan, basiert und aus der Feder des englischen Fernsehautors Jack Thorne (Skins) stammt, gekonnt inszeniert vom schwedischen Regisseur Johan Renck (Breaking Bad , The Walking Dead). Nach der von Kameramann Laurent Tangy in packende Bilder umgesetzten, explosiven Heist-Eröffnungssequenz heften sich Samantha Morton und John Hurt als britische Schadensregulierer an die Fersen der serbischen Gangster um Milan (Goran Bogdan), parallel zu den Interpol-Ermittlungen des algerischen Polizisten Khalil (Tahar Rahim). Ende Oktober letzten Jahres auf Sky gestartet, war die Pilot-Folge zuvor auch eines der Highlights des ersten Seriencamps an der HFF München. Auf den vorliegenden Mustern keine Extras. |
Kill Your Friends
Ascot Elite
The Keeping Room
Koch Media
Aus dem Londoner East End in den Wilden Westen. Im Jahre 1865 ist zwar der mörderische amerikanische Sezessionskrieg schon fast vorbei, doch die Südstaatlerinnen Augusta (Brit Marling), ihre Schwester Louise (Hailee Steinfeld) und die farbige Sklavin Mad (Muna Otaru) sehen sich auf ihrer Farm der Vorhut eines anrückenden, siegreichen Unions-Heeres von Nordstaatlern gegenüber. Die marodierenden Vorboten suchen auf verlassenen Anwesen nach Beute - in jedweder Form. Die drei auf den ersten Blick hilflos scheinenden Frauen des 'Keeping Room' ziehen insbesondere zwei angetrunkene Unions-Soldaten (Sam Worthington & Kyle Soller) an... Regisseur Daniel Barber (Oscar-nominiert für den Kurzfilm The Tonto Woman) inzeniert hier ein Drehbuch von Julia Hart - teils etwas vorhersehbar. Das Ergebnis hat es hierzulande auch nicht auf die große Leinwand geschafft, ist für Fans naturalistischer Western aber dennoch nicht uninteressant. |
Die Sieger / DER Brief An Den Kreml
beide: Winklerfilm
Zwei Winklerfilm-Re-releases. 1 The Victors, der Episoden-Antikriegsfilm von Regisseur (und Die Brücke am Kwai-Drehbuchautor) Carl Foreman folgt einer WW II-US-Truppeneinheit über die Schlachtfelder Europas - und zeigt die Desillusionierung und Demoralisierung von Siegern wie Besiegten. Opulent besetzt (etwa Eli Wallach, George Hamilton, Jeanne Moreau, Elke Sommer, Peter Fonda, Senta Berger, Melina Mercouri und Romy Schneider) wirken einige Szenen des Films von 1963 aus heutiger Sicht etwas langatmig inszeniert. Der Ausblick ist nicht optimistisch, am Kriegs- und Film-Ende haben sich ein sowjetischer und ein amerikanischer Soldat im ausgebombten Berlin aus nichtigem Anlass gegenseitig abgestochen. Vom Krieg geht es also nahtlos weiter in den Kalten Krieg... 2 Brief an den Kreml - In John Hustons Thriller The Kremlin Letter von 1970 liefern sich Richard Boone und Patrick O'Neal ein sich zuspitzendes Duell, flankiert von Bibi Andersson, Max Von Sydow und Orson Welles. Ein Netzwerk abgeklärter, für den Westen arbeitender Spione rekrutiert den 'Neffen', einen jungen Agenten für eine Mission in Russland. Die Tarnung muss perfekt sein, um den Marineoffizier in den Kreml einzuschleusen, der sich einen heiklen diplomatischen Brief schnappen soll. Ein Schriftstück, das die Gleichgewichte zwischen den Supermächten USA, China und der Sowjetunion in nachhaltige Unordnung bringen könnte. Solides 60's-Acting in einem kompliziert geratenen Drehbuch. |
Ich Und Kaminski
Warner
Wolfgang Beckers Verfilmung des gleichnamigen Romans von Daniel Kehlmann schickt Namensvetter Daniel Brühl als Kunstjournalist & Ekelpaket Zöllner in den Interview-Clinch mit dem ebenfalls fiktiven Maler Kaminski (Jesper Christensen). Zöllners Plan ist, ein exklusives Enthüllungsbuch zu schreiben - über den legendären, in Zelig-Manier per Fake-Doku-Vorspann eingeführten, angeblich blinden Künstler aus dem Dunstkreis von Matisse und Picasso. Diesem Vorhaben geht nach einigermaßen flottem Beginn auf halber Strecke allerdings ebenso die Luft aus, wie dem Film selbst, der sich gegen Ende gar erlaubt, Geraldine Chaplin in einer länglichen Wohnzimmerkonversation zu verheizen. Die DVD-Version bietet dennoch einiges Sehenswerte: etwa die zwei Bonus-Specials zur Musik von Komponist Lorenz Dangel (auch wenn es für das Outro erst einmal wieder Shostakovichs Jazz-Walzer Numero 2 sein muss) und den sämtlich von Manfred Gruber gemalten Bildern des Films, sowie natürlich den buchstäblich kunstvollen Abspann von Luc Perez. |
Zipper
Universum
Shirley - Visionen der Realität
good ! movies / Indigo
Artsy stuff - Nicht nur Hitchcock oder Wim Wenders outeten sich als beeinflusst durch den berühmten, oft etwas irreführend als Realisten bezeichneten New Yorker Maler Edward Hopper. Der österreichische Filmemacher Gustav Deutsch hat für seinen nach einer beeindruckenden weltweiten Festival-Tour (u.a. gelaufen beim Münchner Dokfest 2013) nun auch im deutschen Sprachraum auf DVD erscheinenden Episodenfilm Shirley - Visionen der Realität 13 Bilder Hoppers, detailversessen insbesondere in der Licht- & Farbdramaturgie, nachgestellt. In diesen auf den seinerseits vom Film noir beeinflussten Maler basierenden, jeweils am 28. August spielenden Szenen-Bildern erzählt Deutsch von einer jungen Frau im Amerika der 30er- bis 60er-Jahre. Zusammengehalten wird die fiktive Geschichte von Protagonistin Shirleys (Stephanie Cumming) inneren Monologen und einleitenden Radio-Nachrichtenschnipseln. Die erste trifft auf die siebte Kunst: Deutsch, der sieben Jahre an der Fertigstellung des neuen Fusions-Werkes arbeitete, hat vorsichtshalber die Film-Set-Requisiten für spätere museale Präsentationen - und weitere Experimente aufbewahrt. |
Eberhard Weber - The Jubilee Concert
SWR Media / Naxos
Zum 75. Geburtstag des stilbildenden Bassisten Eberhard Weber fanden sich in Stuttgart einige Weggefährten zu einem einmaliggen Tribute zusammen: Jan Garbarek, Pat Metheny, Gary Burton, Ralph Towner, Paul McCandless, Scott Colley & Danny Gottlieb standen gemeinsam mit der SWR Big Band auf einer Bühne, um der Verleihung des erstmals vergebenen Lebenswerk-Jazzpreises des Landes Baden-Württemberg an Weber den gebührenden Rahmen zu verleihen. Weber wurde zunächst in Arrangements ehemaliger Jazzpreisträger, dann im zweiten Teil von Pat Methenys Komposition Inspired, in die Videoaufnahmen von Webers Soli integriert wurden. Auch wenn der Funke nicht durchgängig überspringt, immerhin erklomm der seit einem Schlaganfall 2007 nicht mehr live spielende, schmerzlich vermisste Ehrengast des Abends dergestalt doch noch die Bühne. Empfohlen sei hier auch das bei ECM veröffentlichte CD-Album „Encore“, eine Sammlung von Solo-Zugaben aus den Jahren 1990 – 2007. |
Er Ist Wieder Da
Mythos / Constantin
Er ist wieder da - leider. Im Bestseller-Debütroman von Timur Vermes, |
Duell der Brüder
Universum
Wenn der Adi mit dem Rudi...Eigentlich überfällig, dass sich deutsche Filmemacher der Geschichte der Sport-Giganten Adidas und Puma annehmen - und damit der Dauerrivalität zwischen den Firmengründern Adolf und Rudolf Dassler. Dass dieses Duell der Brüder nun vom Privatfernsehen in Angriff genommen wurde, ließ zunächst wenig Gutes vermuten. Und folgerichtig schafft es der von Regisseur Oliver Dommenget nach einem Drehbuch von Christian Schnalke für RTL inszenierte Streifen selten, aus der Vorhersehbarkeit des Primetime-Drama-Formats auszubrechen - auch wenn für Stadionszenen sichtbar Computer-Sonderschichten geschoben und Herzogenauracher Schauplätze in Nordrhein-Westfalen bis ins Detail nachgebaut wurden. Die teils problematische Vorkriegs- und Kriegs-Historie der Schuhfabrik „Gebrüder Dassler“ wird immerhin angerissen, incl. des Triumphs von Jesse Owens bei Olympia in Berlin 1936, danach dominiert das Gezänk zwischen Schraubstollen-Visionär Adi (Ken Duken) und Kaufmann Rudi (Torben Liebrecht - Sympathie-Verteilung siehe Cover) nebst Ehefrauen. Die direkt nach der Ausstrahlung Ende März in den Handel gegangene DVD enthält neben dem 116-minütigen Hauptfilm (2 Minuten länger als im Free-TV) ein 24-minütiges Making Of, jedoch nicht die Doku „Die Sportsfeinde von Herzogenaurach“ - zur sonstigen Ausstattung können aufgrund des vorliegenden Musters keine Angaben gemacht werden. |