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Überlange Opulenz. Damien Chazelles BABYLON - OST & Blu-ray

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babylon - rausch der ekstase

Paramount Pictures - D-Kinostart 19.01.23 / DVD, Blu-ray & Digital Download / Soundtrack-Doppel-CD

 Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten


Bei den Golden Globes reüssieren konnte immerhin (La La Land-)Oscarpreisträger Justin Hurwitz. Der überlange Film (ver-)brauchte allein über zwei Stunden seines abwechslungsreichen, jazzigen Scores (erhältlich digital oder als sündhaft teures Doppelvinyl). In Überlänge präsentiert schließlich auch die spät hinzugekommmene Doppel-CD-Version den dem deutschen (Serien-)Namensvetter Babylon Berlin ähnlichen Score-Ansatz, Twenties-Jazz mit dem Drive moderner elektronischer Tanzmusik zu paaren - und vielfach instrumental zu variieren, ebenso wie das den Film durchziehende Manny & Nellie´s Theme. Hinzu kommen u.a. der wirkungsvolle Hearst Party-Bolero, Tobago-Oldtimer Prince Bernards karibisches I Want A Man (als besseres Gegenstück zu Li Jun Li´s My Girl´s Pussy), Ragtime-, fernöstliche & Kirmes-Ornamente, die vielstimmige Eingemeindung von Singin´ In The Rain, Mussorgskys bereits in Saturday Night Fever adaptiertes Night On Bald Mountain. Ähnlich dem Film - und seiner Party - bordet auch hier allzuviel über: In Wild Child klingen gar Italo Western-Chöre a la Morricone an. Bei über 40 Tracks Überblick zu schaffen, wäre grafisch Sache der Credits im Booklet gewesen - auch diese Chance: vertan.

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20´s-Stagediving: Margot Robbies Nellie, wie sie schweift & schwooft.


Auf dem Eyecatcher-Cover nicht mal am Rande zu sehen: Subplot-1-Trompeter Jovan Adepo, der als schwarzer Bandleader Sidney Palmer gezwungen wird, sich zusätzlich Schuhcreme ins Gesicht zu schmieren.

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Der Oscar-Zug schien schon früh abgefahren - zu deutlich blieb Damien Chazelles (La La Land) Hollywood-Epos Babylon (den deutschen Untertitel erneut zu wiederholen, ersparen wir uns an dieser Stelle mal) trotz viel medialem Aufsehen an der US-Kinokasse hinter den Erwartungen zurück. Und dies trotz der wiedervereinten Once Upon A Time in Hollywood-Stars Margot Robbie & Brad Pitt in diesem, an opulenten Kostümen & Kulissen überquellenden, in der (Alb-)Traumfabrik der Goldenen Zwanziger angesiedelten Großprojekt, das damit eine sichere Academy Awards-Bank schien. Ob die Bemühungen des deutschen Verleihs um eine adäquat babylonische Premierenparty im altehrwürdigen Berliner Delphi und der schmissige, auf David Bowies Fame geschnittene Trailer das Einspiel hierzulande auskömmlicher gestalten, bleibt abzuwarten. Schon der als Auftakt eingesetzte, ausgiebig defäkierende Elefant (wenigstens tut er das nicht auf die in Ekstase aufgelösten, zu Teilen nackten Party-People der folgenden Tanz- & Kopulations-Sause) macht klar, dass hier nicht nur leicht verträgliche Kinokost serviert wird. Regisseur & Drehbuchautor Chazzelle präsentiert eine Fülle von Ideen & memorablen Sequenzen (etwa die zermürbende Arbeit an einer frühen Tonfilmsequenz), überspannt den Bogen aber des Öfteren & lässt im Schnitt Disziplin vermissen.


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„Die Europäer haben Bauhaus und wir haben Kostümfilme!“ - Brad Pitts Jack Conrad hadert mit seinem Abstieg aus der Milchstraße, in die sich Diego Calvas `Manny´ Torres mit viel Energie hochgearbeitet hat ("Ich mache alles!")
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Auch Tobey Maguires rotäugiger Subplot-2-Mobster ist eine Schau.
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Zu einem der Mysterien um das letztendlich auf mehreren Ebenen unbefriedrigend abgeschlossene Großprojekt gehört, warum es so lange dauerte, bis dem vereinzelt erhältlichen Soundtrack-Vinyl auch eine CD-Fassung nachgeschoben werden konnte - immerhin war Oscar-Preisträger Justin Hurwitz´ Score heuer erneut nominiert. Die Boni der vorliegenden Blu-ray bieten denn auch Featurettes in den Oscar-Nominierungs-Kategorien Musik, Kostüme & Szenenbild. Die entfallenen Szenen wird kaum jemand vermissen.

© text: sr - cinesoundz 01 / 04 / 05 - 2023