Kunst neu im Kino: Kiefer vs. Caravaggio

anselm – das rauschen der zeit

Road Movies / DCM - D-Kinostart 12.10.23 / 3D/6K

`Anselm & Wim´ (© Ruben Wallach), ganz klein im Gedächtnis-Archiv

Ein Film wie gemacht für arte (hier dennoch nicht beteiiligt). Außer ihren Biografien und künstlerischen Vorlieben eint die frankophilen Wenders & Kiefer, in ihrem Werk jeweils Raum für Assoziationen der Betrachterinnen & Betrachter zu lassen.

Groß gedacht: Wim Wenders präsentierte den 3D-Essay über die XXL-Kunst seines in Frankreich ansässigen Freundes Anselm Kiefer folgerichtig auf der größtmöglichen Bühne: dem A-Festival von Cannes. Nachdem Wenders bereits 2011 für Pina dreidimensional im Doku-Format gearbeitet hatte, zeigt er Kiefer Assistenten-umschwirrt bei der Arbeit in den Ateliers seines 35 Hektar großen Kunst-Archiv-Museums-Parks Barjac (nördlich von Nîmes) und nähert sich...

Anselm auf Arbeit: Feuer, Flamme & Bleigießen - im großen Maßstab.

...dem wuchtigen Werk Kiefers über eine poetische Bebilderung von Stationen aus dessen Bografie an: ob als Gymnasiast auf den Spuren Van Goghs in Frankreich, dann im Odenwald, als Ratsuchender bei Joseph Beuys in Düsseldorf oder bei der umstrittenen, gegen die deutsche Verdrängungskultur zielenden Hitlergruß-Aktionsreihe. Sowie anerkannt & hofiert, eher fern der Heimat (eben in Frankreich und vor allem in den USA).
Einen wichtigen Part nimmt im "Rauschen der Zeit" die Dichtkunst des deutschsprachigen (!), französischen Lyrikers Paul Celan, etwa dessen Todesfuge, ein: "der Tod ist ein Meister aus Deutschland, er ruft streicht dunkler die Geigen..." Die Symbiose zwischen Regisseur & Künstler-Protagonist reicht bis ins Familiäre: in eingestreuten, nachgestellten Spielszenen treten u.a. Wenders‘ Großneffe Anton (AK als Junge) und Kiefers Sohn Daniel (AK als junger Mann) auf. 

* Trailer * Anselm in Cannes *

* Verleih- / Film-Webseite *

der schatten von caravaggio

Palace Films / Wild Bunch - D-Kinostart 12.10.23

"Es heisst, er sei ein Raufbold - ein Freund von Prostitutierten und Tavernen."

Der unkonventionelle, zu seiner Zeit vielen als ketzerisch anmutende Ansatz, in seinen Gemälden die Gesichter der Straße in biblische Szenen einzubauen, brachte Michelangelo Merisi, genannt Caravaggio (1571-1610) seinen den rebellischen Maestro im Auftrag von Papst Paul V. unerbittlich verfolgenden, tödlichen `Schatten´ ein.

In diesem in Rückblenden erzählten historischen Kunst-Krimi haben Regisseur & Drehbuchautor Michele Placido und sein Kameramann Michele D'Attanasio viele Szenen kunstvoll den berühmten, skulptural wirkenden Gemälden Caravaggios mit ihren dramatischen Licht- und Schatten-Spielen nachempfunden.

Zuvor hatte der bedeutsame späte Renaissance-Künstler schon so einige Filmschaffende inspiriert – öfter zu dokumentarischen Werken, aber auch zu Spielfilmen (am bekanntesten wohl Derek Jarmans queerer Arthouse-Erfolg Caravaggio von 1986 mit Nigel Terry & der jungen Tilda Swinton).

Auch Placidos Film hat neben dem Hauptdarsteller Riccardo Scamarcio als Caravaggio und Inquisitor & Gegenspieler Louis Garrel Platz für einen wichtigen Frauenpart zu bieten, den Isabelle Huppert sich nicht entgehen ließ.

* Trailer *

* Film-Webseite *

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