Reviews Jazz 02-2016


* soundtrack * crossover * pop * catalog * jazz * electro * world * audiobook * film * comic * book *


 Joe Jackson - Fast Forward  
 Ear Music / Edel  
 
 

New Wave, Pop, Jazz, Klassik - und retour. Joe Jacksons facettenreiche Karriere gleicht einer Reise durch die Genres. Die letzte Studio-CD des hin & wieder irrlichternden Genies war ein Tribute-Album an Cotton Club-Legende Duke Ellington, auf Fast Forward dagegen fallen die Jazzanklänge wieder sparsamer aus. Jackson bemüht sich vielmehr, an den blendend um seine Piano- & Gesangs-Präsenz herum arrangierten Stilmix von Klassikern wie Night & Day oder Body And Soul anzuknüpfen. Stimmlich voll auf der Höhe, treibt Jackson einmal mehr bemerkenswerten Aufwand: in vier Städten wurden EPs mit wechselnden, hochklassigen Musikern wie Bill Frisell, Regina Carter, Zuco 103 oder gar dem Concertgebouw Orchester aufgenommen - je vier Stücke entstanden in Amsterdam, Berlin, New Orleans & New York - für Jackson zweite (bis dritte) Heimat und Inspirationsstätten. Es gelingt eine Handvoll großartiger, thematisch von Generationskonflikten über Star-Besessenheit bis hin zu religiösem Fanatismus rangierende Songs, die mit mehrmaligem Hören meist noch zulegen. Play Tracks 2,4 - 8 - 9,10, - 13, 14 . 

www.joejackson.com
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Night & Day Vinyl-Re-Release 

 

Im Rahmen der aktuellen Europatournee mit Graham Maby (b), Teddy Kumpel (g) & Doug Yowell (dr) auch in Deutschland - am 1.3. in Frankfurt, am 2.3. in München, am 15.3. in Hamburg, am 16.3. in Berlin.

 
 
 Ed Motta - Perpetual Gateways  
 Must Have Music / Membran  
 
 
Hier nix Bossa Nova. Dafür ein Album mit zwei Zugängen. Perpetual Gateways, der mittlerweile zwölfte Longplayer des brasilianischen Sänger-Schwergewichts Ed Motta, groovt zu Beginn wie ein lupenreines Steely Dan-Werk. Dann gibt Motta bis zum Ende des ersten Teils (Soul Gate) den Stevie Wonder. Mit einer Ballade setzt Vinyl-Connoisseur & MPS-Liebhaber Eduardo dann gekonnt einen Stopp und öffnet mit nervös-energetischem Hard Bop die Jazz Gate. Produziert ist all das von Kamau Kenyatta (u.a. Gregory Porters Debut). Mitstreiter des multibegabten Entertainers & Songwriters sind hier u.a. die Jazzpianistin Patrice Rushen, Ex-Toto Keyboarder Greg Phillinganes, Drummer Marvin Smitty Smith und Flötist Hubert Laws.  Ed Motta spielt im März und im Mai auf vier Jazzfestivals im deutschsprachigen Raum, zuerst am 16.3. in Neubrandenburg.  

http://edmotta.uol.com.br/en

 
 
 Alex Puddu - In The Eye of the Cat  
 Schema / Groove Attack  
 
 
Bemerkenswerte Giallo-Hommage von Alex Puddu, einem der Üblichen Verdächtigen in Sachen Retro-Filmmusik. Mit In The Eye of The Cat widmet sich der in Kopenhagen wirkende Italiener dem 60s & 70s Sex & Crime-Genre Film seines Heimatlandes. Auf Puddus Titeln wie Emerald, Immersioni, The Bull oder Mood Psychedelico groovt & sägt es durchaus giallo-gerecht, ohne dass die Raffinesse der besten Originale des Maestro oder der Piero-Liga (Piccioni & Umiliani) erreicht würde. Ein besonderer Coup ist in diesem Zusammenhang dennoch fraglos die Zusammenarbeit mit der mittlerweile 80-jährigen Sangeslegende Edda dell Orso, berühmt durch ihre Zusammenarbeit mit Ennio Morricone und ihrem Mann Giacomo, der die etwas süßlichen Streicher für die gemeinsamen vier Album-Tracks in Rom orchestriert & dirigiert hat.
http://alexpuddu.com
www.ishtar.it
 
 
 
 Brad Mehldau - 10 Years Solo Live  
 Nonesuch / Warner  
 
 

Auf gleich vier CDs zieht der amerikanische Jazzpainist Brad Mehldau, insbesondere bekannt für seine Kooperationen mit unterschiedlichen Partnern, eine Bilanz seiner Solo-Liveauftritte der letzten 10 Jahre. "Eigentlich eigenartig, dieses ganze Geschehen um die Live-Auftritte. Es ist eine direkte und sehr intensive Form der Empathie mit einer Gruppe von völlig fremden Menschen, die ungefähr 90 Minuten dauert", meint der Künstler. "Irgendetwas passiert, aber das Wichtige daran kann man nicht wirklich in Worten ausdrücken." Ganz recht - wer mit dem im Booklet detailliert dargelegten intellektuellen Überbau und der von Mehldau selbst vorgenommenen Anordnung in vier Themen-Kapiteln überfordert ist, kann sich immer noch rein instinktiv an Piano-Versionen eines breit gefächerten Populärmusik-Kanons delektieren: Repertoire der Beatles, von Nirvana, Radiohead, den Rolling Stones, Massive Attack, John Coltrane, Thelonious Monk oder Johannes Brahms kommt neben einigen von Mehldaus eigenen Stücken zur Darbietung.

www.bradmehldau.com

 


Mehldau tritt nach seiner Deutschland-Herbsttournee zweimal in der Schweiz auf: am 9.3. in Zug, sowie am 22.5. in Basel.

 
 Erik Truffaz Quartet - Doni Doni  
 Parlophone / Warner  
 
 
Der franko-helvetische Trompeter Eric Truffaz sieht sich nicht als straighten Jazzer und war auf seinen bisherigen 10 Alben grenzüberschreitenden Kollaborationen selten abgeneigt, seien es die musikalischer oder geographischer Art. Aktuell nun widmet er sich einer Zusammenarbeit mit der bekannten Sängerin Rokia Traore aus Mali. Diese singt auf vier zentralen Tracks des gemeinsamen Albums dessen Titel auf Bambara in etwa "Schritt für Schritt" bedeutet - so, wie sich Truffaz und sein eingespieltes Quartett an die afrikanischen Schwingungen herangetastet haben. Der groovende Fusion Titel Kudu resultiert aus einer Zusammenarbeit mit dem südafrikanischen Choreographen Gregory Maqoma und den letzten Track bestreitet der in Mali geborene Pariser Rapper Oxmo Puccino.
Erik Truffaz spielt nach seinem Auftritt in der Münchner Unterfahrt am 27.2. weitere Konzerte in Deutschland - bis zum 5.3.


 


Bildergebnis für erik truffaz doni doni

www.erictruffaz.com

 
 
 Food - This is not a Miracle  
 ECM / Universal  
 
 
Das offene Duo Food erweitert sich für This Is Not A Miracle zum Trio: Der Österreicher Christian Fennesz (David Sylvian, Ryuichi Sakamoto) an Gitarre und Electronics komplettiert gleichberechtigt das britisch-norwegische Tandem von Saxophonist Iain Ballamy & Keyboarder/Percussionist Thomas Stronen, die sich dynamische Impulse erhofften.
'Schwerer, trockener, näher an unserem Live-Sound '', sollte es lt. Stronen klingen. Teils sind die Drei kraftvoll groovend, teils in atmosphärischen Texturen und experimentell-erkundenden Improvisation unterwegs, und turbulent darf es auch mal werden. Die Aufnahme mit Toningenieur Ulf Holand (Nils Petter Molvaers Khmer) ist die erste Zusammenarbeit mit ECM-Produzent Manfred Eicher nach fast zwanzig Jahren. Das ist dann vielleicht schon ein kleines Wunder.
 
www.ecmrecords.com
 
 
 Werner Acker - Roots  
 Personality Records / In-Akustik  
 
 
Mit 60 will es Werner Acker nochmal wissen. Seit 45 Jahren als Hochschuldozent für Jazz & Gitarre, sowie als Studio- und Live-Musiker (u.a. SWR Bigband, Sideman bei Helen Schneider & Karl Frierson) aktiv, veröffentlicht Acker mit Roots sein erstes Solo-Album mit 10 Eigenkompositionen, nebst den beiden Standards You don´t know what love is (Don Raye) & In a Sentimental Mood (Duke Ellington). Ackers seit dem letzten Jahr auch live im Einsatz befindliche, bei Bedarf bläserverstärkte Backing-Band spielt sich mit dem Chef sauber groovend durch instrumentalen Rhythm & Blues, Soul und Jazz - vielleicht etwas zu sauber.  Acker & Co. am besten live ansehen/-hören: Die nächsten Termine: Fr., 12.02. Jazzclub Esslingen, Do., 17.03. BIX Stuttgart, Mo., 21.03. Nationaltheater Mannheim. 
www.werner-acker.de
 
 
 
 
Marcus Schinkel Trio - Crossover Beethoven
Bosrecords / Jaro Medien
 
 
 
Und weil die Crossover-Sektion schon Redaktionsschluss hatte: Aus der Beethovenstadt Bonn melden sich Pianist & Arrangeur Marcus Schinkel und sein Trio mit einem Jazz-Tribute an den großen Klassik-Komponisten Aus Ludwig Vans 5., der Schicksalssymphonie wird Going On The 5th , aus der Wut über den verlorenen Groschen Die Wuth Über Den Verlorenen Euro etcetera. Leitakkorde werden harmonisch in die Jetztzeit transportiert, Themen mit rhythmisch-swingenden Unterbau versehen und eingejazzt. Aus der Zusammenarbeit mit Kollegen wie Charlie Mariano oder Eric Vloeimans bezieht Schinkel die Erfahrung, das Ganze nicht ungenießbar ambitioniert werden zu lassen. Das Album schließt ganz europäisch mit dem Titel Ode To New Joy. Wollen wirs mal hoffen, Musik verbindet ja schließlich.
Am 4.5. live beim Bonner Jazzfestival.
 

www.markus-schinkel.de