REVIEWS CATALOG 02-2017

 


 

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Manfred Krug - Seine Lieder / Wencke Myhre - Singen

Various Artists - Künstlerhafen / Edel * Electrola / Universal

crossover 02 17 manfred Kruglieder Ohne das kleine Wörtchen "brillant" in der Beschreibung der hier versammelten Coverversionen, kann man dem Schlußsatz der Liner Notes von Siegfried Schmidt-Joos zustimmen: "Mit jeder dieser...Coverversionen wird umso deutlicher, wie sehr uns Manfred Krug fehlt und wie groß der Schatten ist , den er...wirft." Von Lutz Krajenski (u.a. Roger Cicero, Jasmin Tabatabai) arrangiert & produziert, versuchen sich hier u.a. Axel Prahl, Ulrich Tukur, Joy Fleming, Stefan Gwildis, Heinz Rudolf Kunze oder die Prinzen, auch Tochter Fanny Krug mit von der - leider unbefriedigenden - Aufnahme-Partie.

 

Das 2014 veröffentlichte, auch an dieser Stelle gewürdigte Album Auserwählt bleibt das letzte Werk des herausragenden Sängers & Songtexters Manfred Krug, eines der Großen im dahingehend überschaubaren Pool deutschsprachiger Künstler, die sich wie er seit den 60ern an Swing, Bossa, Chanson und Jazz versucht haben. Krugs frühe Alben aus den Siebzigern mit Komponist Günther Fischer genießen weiter zu Recht Kultstatus. So ehrenwert das Vorhaben war, Krugs Lieder mit dem Filmorchester Babelsberg anlässlich dessen 80. Geburtstages neu aufzunehmen, auch wenn der Jubilar am 21. Okt. 2016 dem Projekt unerwartet weggestorben war - für Krugs Lässigkeit im Vortrag zu den eigenen pointierten Texten in deutscher Sprache (öfters unter dem Pseudonym Clemens Kerber), findet sich auf dem vorliegenden Tribute-Album leider weit & breit kein Ersatz. Da müht sich Mit-Kommissar Charles Brauer mit Bill Ramsey ohne rechtes Timing durch Krugs Text zu A.C.Jobims One Note Samba, Das Lied mit einem Ton. Und gerade Krugs oft kongeniale Duett-Partneirn Uschi Brüning verhebt sich ordentlich an Die Nacht ist um - die Liste ließe sich fortsetzen.

Die Heterogenität im deutschen Liedschaffen dokumentiert im Vergleich auch die aus Anlass des 70. Geburtstages von Wencke Myhre herausgegebene Compilation mit dem laschen Titel Singen. Große Erfolge & Raritäten der in deutschen Landen so populären norwegischen Interpretin werden hier auf zwei Cds versammelt . Im Bildteil des Albums wurde die ewig spitzbübische Wencke gar in ein knallrotes Gummiboot drapiert. Die Zielgruppe ist´s zufrieden, nur an der nun mal nicht vollständigen Songauswahl hat der eine oder andere Alt-Fan etwas auszusetzen. Insbesondere die Handvoll englisch gesungener Bonustracks wird da kritisiert. Dabei zeigen gerade diese Tracks, dass die als Schlagerbiene vermarktete Sängerin auch mit geschmacksicherer ausgewähltem Songmaterial gut klargekommen wäre.  

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The Men in the Glass Booth

 Various Artists - Bbe / Alive

Auch ein Al Kent brauchte sechs Jahre, um dieses Referenzwerk zusammenzustellen: DJs at work: Heraus kam ein exzeptionell ausgestattetes Kompilation-Triple mit teils unveröffentlichten Versionen legendärer Underground-Disco-Klassiker. Im Mai 1976 grassierte in den USA das Disco-Fieber, der kommerzielle Siegeszug der hierzulande als`Maxi-Single´ betitelten 12inch begann, die ganz neue Auflegepraktiken eröffnete. Einge Zeit war das Format den DJs vorbehalten, die sich nun von der "menschlichen Jukebox" zu gefeierten Zeremonienmeistern entwickelten, die mit ausgefeilter Auflegetechnik und selbstproduzierten Werken ihre Parties prägten und zelebrierten. Der Plattenleger stieg vom Lohnempfänger zum Star auf. Diesen Umbruch im Dancebereich dokumentiert nun ausführlich The Men In The Glass Booth, die als 3er CD und zweifache 5fach LP in die Läden kommt - und diverse Inedits und Remixe klassischer Disco-Tracks enthält. U.a. von Walter Gibbons, Bobby `DJ´ Guttadaro, Tom Savarese, Jellybean Benitez, Tee Scott oder John Luongo, also den einflussreichsten Disco-DJs der Siebziger, die im umfangreichen Booklet genauer gewürdigt werden. Den Vogel in Sachen Ausstattung schießen dabei die LP-Versionen ab: Die erste Vinyl-Box umfasst ein 40-seitiges, großformatiges Buch, die zweite enthält großformatige Vintage-Style-Poster.

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Africa Airways - One - Two - Three

Various Artists - Africa Seven - Cherry Red / Rough Trade

1 slide 02 17 CATALOG AfrAirwaysDas 4c-Booklet mit seiner bunten Mischung aus Sleeve Notes von Projekt-Manager Eddy Ball, Farbfotos, Plattencovern und Künstlerfotos macht Spaß, wenn man auch eine für die Schrift Lupe griffbereit hat. www.africaseven.com

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Keeping the funk deep and the groove pan-African... Auf Cherry Red Records erschien im letzten Sommer bereits die erstklassige Funk-/Makossa-Doppel-CD: Africa Airways One & Two - Funk Connection 1973-1980 / Funk Departues 1973 - 1982. Nur bis die im schicken Retro-Look gehaltene Übernahme von neuen britisch-französischen Spezialisten-Label Africa Seven auch zum Landeanflug auf die Redaktion ansetzte, dauerte es eine kleine Weile. Die Zeit im Wartebereich hat sich gelohnt. Nachdem beide "Africa Airways"-Compilations zuerst nur auf Vinyl veröffentlicht wurden, sind sie über Cherry Red nun erstmalig auf CD erhältlich. Enthalten sind Stücke aus Nigeria, Südafrika, Kamerun und der afrikanischen Diaspora von Künstlern wie Ekambi Brilliant, Jo Tongo, Sookie sowie zwei im Westen bekanntere Namen: Manu Dibango und Miriam Makeba. Auch deren einzige, leider früh verstorbene Tochter Bongi Makeba ist hier miteingecheckt. Ready for take off. (Und - hallo Cherry Red, als Vinyl gibt es bei Africa Seven sogar bereits eine weitere Folge: Three: The Afro-Psych-Excursion 1972-1984.

The legacy of harry Belafonte - When Colors Come Together

Sony Music Catalogue

Der erste Weltstar aus der Karibik (lange vor Bob Marley) feiert am 1. März 2017 seinen 90. Geburtstag - ein schöner Anlass, das Werk des charismatischen Sängers, Performers, Schauspielers und Bürgerrechtlers Harry Belafonte zu würdigen. When Colors Come Together beginnt mit der gleichnamigen, mit einem Kinderchor realisierten Neuaufnahme von Island in the Sun (Titelsong des Films von 1957 mit Belafonte in einer Hauptrollen) - programmatisch für Belafontes lebenslanges humanitäres Engagement, u.a. für die Überwindung von Rassenschranken. Als Kind westindischer Eltern in NY geboren, startete seine Weltkarriere mit karibischem Repertoire, das 1956 erschienene Album Calypso verkaufte sich mehr als eine Million Mal - astronomisch für die Zeit. Belafonte wurde zu einem der berühmtesten afro-amerikanischen Künstler überhaupt. Die Tracks des Albums wurden vom Star persönlich ausgewählt, auch Titel, in denen sein soziales Engagement hervortritt, wie das drei vom Klu-Klux-Klan ermordeten Aktivisten gewidmete Those Three on my Mind. Belafonte `for the next generation´. `Nuff respect - and many happy returns, Mr. Belafonte!

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Fabrizio Cassol - Strange Fruit

Various Artists - Instinct - Outnote / Naxos

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Das vom Outnote-Label neu aufgelegte Konzeptalbum Strange Fruit ist ein Projekt des Komponisten & Saxophonisten Fabrizio Cassol, Leader des avantgardistischen Jazztrios Aka Moon: Eine Art World Opera, die sich engen Genregrenzen widersetzt. Über einen Zeitraum von mehr als vier Jahren erarbeitet, borgt sich das Werk den von Billie Holiday unsterblich gemachten Titel (der als humanistisches Statement ín einer Chorversion auch auf dem Albumenthalten ist). Lyrik und Spiritualität sind weitere Eckpunkte des vielschichtigen und gelegentlich auch sperrigen Kunst-Stückes. Thematisch geht um große Menschheitsthemen: Liebe, Armut, Freiheit, Kindervernachlässigung, Träume und das Selbst. www.fabriziocassol.com

Matata - Wanna Do My Thing

The complete President Recordings - Cherry Red / Rough Trade

Nach Africa Aiways noch etwas mehr treibender Stoff vom schwarzen Kontinent. Wie ihre im Westen bekannteren Zeitgenossen Osibisa fusionierte das in den frühen Siebzigern ins UK eingewanderte kenianische Ensemble Matata (´Trouble´ in Suaheli) afrikanische Klänge mit US-amerikanischem Funk & rare Groove. Auf der vorliegenden Doppel-CD werden als exklusive Wiederveröffentlichungen The Complete President Recordings vereint: die beiden Alben Matata - Air Fiesta (1972) und Independence (1974), inklusive der 70´s Singles I Wanna Do My Thing, I Need Somebody, I Feel FunkyReturn To You und Good Good Understanding, sowie dem 1988er Nachzügler Mbongo (Money) als einer der acht zusätzlichen Bonustracks. Anspieltipp: Track I,15, die unverschämt funkige Alternativ-Version von I Want You. Das umfangreiche Booklet bietet informative, neue Sleeve Notes von Echoes-Schreiber John Masouri, sonst vor allem Reggae-Spezialist, der hier u.a. Bandmitglied Anwar Richard interviewt, Abbildungen der Originalcober und einige 4c-Fotos (von denen man sich enige etwas größer gewünscht hätte).

 
 

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Lee Hazlewood - Cowboy in Sweden

Light in the Attic / Cargo

Das letzte Lee Hazlewood-Industries-Original-Album, neu aufgelegt und erweitert, auf Basis der Original-Masterbänder, inklusive unveröffentlichter Versionen von Pray Them Bars Away sowie Easy & Me. Liner Notes von Hunter Lea plus Interviews mit den Zeitzeugen Torbjörn Axelman, Suzi Jane Hokom, Nina Lizell, Don Randi, Hal Blaine Und Shel Talmy - dazu seltene Fotos aus dem Torbjörn Axelman Archiv. Im kleinen Schweden war Hazlewood auch noch gut im Geschäft, als seine Popularität in den Staaten längst passé war. Lee traf den schwedischen Filmemacher Torbjörn Axelman. Cowboy In Sweden war der Soundtrack zum obskuren gleichnamigen Psychedelic-Film, in dem Hazlewood auch mitspielte. Gegeben wird melancholischer Country-Pop mit Augenzwinkern, hübsche Gesangsparts der Nancy Sinatra ersetzenden Nina Lizell & Suzi Jane Hokom, Antikriegs-Nummern und orchestraler Pop.

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Sly Stone - High On You / Robert Palmer - Collected

Vinyl Reissues - Music on Vinyl / Cargo

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Sly and the Family Stone-Frontmann Sylvester Stewart aka Sly Stone war nicht nur rein optisch Role Model für Bootsy Collins, sondern auch als Multiinstrumentalist aktiv am Höhenflug von Soul und Funk in den USA beteiligt. Der dafür 1993 in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommene Bandleader (2017 kommt ein Lifetime-Achievement-Grammy aks Auszeichnung hinzu) veröffentliche 1975 mit High On You sein erstes Soloalbum, für die meisten selbstgeschriebenen Songs spielte Sly auch noch einen großen Teil der Instrumente eigenhändig ein. Obwohl insgesamt drei Singles herauskamen: der Opener I Get High on You (Anspieltipp), weiter Le Lo Li und Crossword Puzzle, blieb das Werk seither vergleichsweise unterbewertet. Zur Wiederentdeckung freigegeben.

www.slystonemusic.com

2 Durch die vorliegende Music on Vinyl-Doppel-LP erhält der Robert Palmer-Fan eine immerhin 27 Tracks umfassende Best Of-Zusammenstellung, auch wenn hier naturgemäß nicht alle Songs der vorher nur in den Niederlanden veröffentlichten Dreifach-CD-Box enthalten sind. Vom Frühwerk hätte man sich natürlich mehr gewünscht, auch von den Remixes, B-Seiten, Soundtrackbeiträgen. Ungenaue diskografische Angaben und statt Verwendung der Original-Album-Version - wie bei Every Kinda People, Bad Case Of Loving You, Addicted To Love - der Einsatz von 89-Remix-Versionen (von der Addictions-Compilation) schmälern den Spaß etwas, den man gerade noch an den Fotos im Innenteil und der großformatigen Beilage hatte. Unterm Strich lohnt natürlich das Wiederhören - welch eine Lücke hat diese lässige, großartige Blue-Eyed-Soul-Stimme hinterlassen. www.robertpalmer.com

VINYL
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catalog 02 17 Robert PalmerLP

The Very Best of Martin Denny

Jackpot Records / In-Akustik

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Der innovative Bandleader Martin Denny entwickelte Mitte der 1950er ein ganz neues musikalisches Genre. Lounge-Jazz, hawaiianische Musik, lateinische Rhythmen, Vogelrufe und exotische ethnische Instrumente wie Koto, Gamelan und burmesische Tempelglocken vermischte er clever in seinem Trademark-Sound, der bekanntermaßen als Exotica weltberühmt wurde. Die vorliegende Doppel-CD, umfasst als "ultimativ" gelabelte x-te Wiederveröffentlichung immerhin 50 Tracks (und damit mehr als 2 Stunden Musik). Ein mehr als passabler Einstieg in Dennys umfangreiche Diskographie. Die `Hits` sind natürlich dabei, alles ist 24-Bit-digital remastered und dankenswerterweise auch durch ein Booklet mit englischen Liner Notes und einigen der prächtigen Original-Cover ergänzt.

Wavemusic 23

Various Artists - wavemusic / Sony

Once again - Ready to take off? Ganz wie Santa Claus auf dem Cover der jüngsten Weihnachts-Compilation aus dem Hause California Sunset hat der von Fotograf Daniel Woeller inszenierte Wavemusic-Coverboy hier Probleme mit dem liegengebliebenen Transportmittel seiner Wahl. Derartigen Unbill vergessen lassen will nun die gelandete Folge 23 der gutgehenden Label-Reihe - mit den gewohnt lockeren Beats & entspannt-smoothen Sounds aus verschiedenen Genres auf zwei CDs. Von Andreya Triana mit dem Contemporary Soul Song That s Alright With Me über Singer/Songwriter Andreas Moe mit How Many Miles Away? bis zu Somis dahinschwebenden `Sunday Morning´- Track Ginger Me Slowly, der an dieser Stelle ebenfalls schon gewürdigt wurde. Ferner dabei: Surfer Donavon Frankenreiter Claptone, Kraak & Smaak, Hein Cooper, Mayer Hawthorne, Nils Landgren, Robin McKelle oder Jessica Gall. Wie immer mehr als solide ausgestattet im fein schimmernden Cardboard-Schuber.

 

catalog 02 17 Wavemusic23

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