REVIEWS CROSSOVER 04-2016

 




 


 

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Susanna - Triangle

Susannasonata / Cargo

Die norwegische Sängerin Susanna Karolina Wallumrød mag manchen noch von ihrer bemerkenswerten Coverversion des Joy Division-Meilensteins Love Will Tear Us Apart von 2006 in Erinnerung sein. 2011 arbeitete sie mit der italienischen Harfenspielerin Giovanna Pessi für ein auf ECM erschienenes Album mit Musik des englischen Barockkomponisten Henry Purcell - zwei Beispiele, die die Bandbreite dieser Künstlerin einigermaßen veranschaulichen. Auf Triangle, ihrem mittlerweile elften Album, das sie komplett selbst produziert hat, spürt SKW, stimmlich irgendwo zwischen junger Joni Mitchell, Tori Amos und Liz Fraser einzuordnen, in ihren Texten Themen wie Spiritualität und (Aber)glaube nach. Wer dabei vor allem Wohlklang erwartet hat, wird wohl enttäuscht sein. Während der 70 Minuten Spielzeit des teils durchaus fordernden Werks bekommt man es zu Piano & Geige auch mit komplexen Songstrukturen, weissem Rauschen, irrlichternden, auch mal anstrengenden Vocals, Ambient-Passagen und teils düsterer Elektronik zu tun. Das zweiteilige Angels-Artwork stammt von der Okkultisten-Künstlerin (Marjorie) Cameron.

 

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Hole-Video

www.susannasonata.com

Younee - My Piano

Fulminantmusic / Membran

Die südkoreanische, in Bayern lebende Pianistin Younee hat die elf zwischen Jazz, Klassik & Pop changierenden Instrumentals ihres zweiten Albums My Piano selbst komponiert, arrangiert & produziert. Neben Fingerfertigkeit bringt die clever hier und da borgende, Kitsch aber stilsicher umschiffende junge Künstlerin auch so exotisches wie gutes Aussehen mit - für den Erfolg in den Medien nicht unwichtig. Auf der beiliegenden Bonus-CD sind neben einer 2015er Improvisation aus den Ansbacher Kammerspielen gar zwei Gesangsaufnahmen: Auf Flügeln des Gesanges (Heinrich Heine/Felix Mendelssohn) und die Eigenkomposition Hello,Hello. Beide von Younee arrangierte Titel wurden live beim 2014er Schleswig Holstein Musik Festival bei ihrem ersten offiziellen Konzert in Deutschland mitgeschnitten. Das muss den Fans vorerst reichen - neue Live-Termine...erst wieder im Spätsommer.

 

crossover 04 16 Younee

www.younee.com

Moritz Sembritzki * Magnetic Ghost Orchestra - Sand

New Ways Records
TIPP & LIVE-TIPP

"Material from the subconscious, orchestrated by the imagination." Der 32-jährige Bandleader, Komponist und Gitarrist Moritz Sembritzki aus Berlin untersucht mit dem von ihm gegründeten, 16-köpfigen Magnetic Ghost Orchestra (allein 10 Bläser) auf Sand thematisch den Akt des Träumens - die Traumphasen einer durchschlafenen Nacht. Seine Musiker kommen aus der hauptstädtischen Jazz-Szene, mit Erfahrung u.a. bei WDR Big Band, Staatsoper Hannover oder dem Metropole Orchestra), inklusive der beiden auch klassisch ausgebildeten Sängerinnen Aylin Winzenburg & Lea W. Frey. Die Musik balanciert zwischen Jazz, Minimal, Avantgarde und Pop.

Schon 2009 hatte Moritz Sembritzki ein Ensemble grgründet (Das große alte Problem), aus dem sich viele seiner jetzigen Mitstreiter(innen) rekrutierten: Andreas Böhlen, Evgeny Ring, Malte Schiller, Hannes Daerr (alle: sax), Florian Menzel, Johannes Böhmer, Andrej Ugoljew, Nils Marqardt (alle: trb) Mathias Hochmuth (Sousaphon),Willi Sieger, (key), Bernhard Meyer (b), Janis Gohrlich, Moritz Baumgärtner (dr). 

 

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http://magneticghost.de/
https://www.startnext.com/magneticghostorchestra

Live-Appetizer / 7.5. live: XJazz Berlin.

john cage - complete works for flute 1 & 2

American Classics - Naxos
Die in Griechenland lebende und arbeitende Flötistin Katrin Zenz hat sich sämtlicher Werke für ihr Instrument `aus der Feder des´ US-amerikanischen Schönberg-Schülers & Fluxus-Meisters John Cage (1912-92) angenommen. Dessen bis ins Elektronische ausgreifende Experimentalmusik unter Einbeziehung von Klangeffekten, Alltagsgegenständen und Zufallsgeräuschen veränderte die Neue Musik des 20. Jahrhunderts. Die Flöte taucht in einer Vielzahl seiner Werke auf, über einen Zeitraum von gut 50 Jahren. Kartin Zenz vertiefte sich in Zusammenarbeit mit dem griechischen Komponisten & Arrangeur Anargyros Deniosos und im Zusammenspiel mit den Pianisten Chara Iacovidou & Ludovic Frochot sowie den Vibraphonisten Tobias Liebezeit & Maxim Mankowski in Cages Anweisungen für die Stücke und entschied sich, deren Intimität & spirituellen Charakter zu betonen. "I explored a a multitude of sounds, treating them all as ´equally useful´, completely independent from one another, free of memory and taste, free from musical judgement other than being attractive." Detaillierte englische Linernotes von Zenz und Richard Whitehouse.  

crossover 04 16 slideful CAGE

http://johncage.org

manhattan intermezzo -

Jeffrey Biegel, Brown University Orchestra w Paul Phillips / Naxos
Im Naxos-Programm lose an die American Classics-Serie anknüpfendes Konzertprogramm amerikanischer und britischer Werke für Klavier und Orchester, aufgeführt vom Brown University Orchestra (Providence, Rhode Island) unter Dirigent Paul Phillips, mit Jeffrey Biegel als Solist am Piano. Vier aus unterschiedlichen Genres bekannte Komponisten werden aufgeführt: Zunächst der klassisch ausgebildeten US-Songschreiber-Institution Neil Sedakas (u.a. Laughter In The Rain) titelgebendes Manhattan Intermezzo (2008), eine von Lee Holdridge orchestrierte Reise durch die musikalischen Diversität des Herzens von New York. Dann Keith Emersons dynamisches Klavierkonzert No.1. von 1976. Der Brite ist natürlich vorrangig bekannt als Keyboarder von Emerson Lake & Palmer, deren Pictures at an Exhibition-Version manchem noch aus dem Musikunterricht aufgeschlossener Gymnasiallehrer vertraut sein mag. Von Jazz-Ikone Duke Ellington, bereits in der American Classcis-Reihe vertreten, stammt das dritte Werk, New World a-Comin´ von 1943, eine musikalische Thematisierung verbesserten Bedingungen für die Schwarze Bevölkerung. George Gershwins qunitessenzielle Rhapsody in Blue, in der seltener zu hörenden, wohl vom Komponisten selbst bevorzugt gespielten Originalversion von 1924 (meist wird das Arrangement von 1942 vorgezogen) beschließt das lohnenswerte Album.  crossover 2 16 ManhattanIntermezzo

Trio aperto

Animato / Edel
Über Nebel. Und noch einmal Flötentöne. Bei diesem offenen (oder aufgeschlossenen) Trio steht allerdings neben Johannes Hutstedts Querflöte und Stephanie Kopfs Harfe vor allem das von Chai Min Werner gespielte, drei Meter lange Nadelholz-Alphorn mit seinem tiefen Naturton im Mittelpunkt. Die ungewöhnliche Besetzung scheint trotz vieler Festivaleinladungen gelegentlich gegen Vorurteile anspielen zu müssen. Erklärtermaßen haben sich die drei Solisten "weder beim Kühe hüten auf einer Alm noch beim Naturjodeln getroffen, sondern bringen ihre klassisch abendländisch geprägte Musikkultur ein." So werden auf der vorliegenden CD Werke von Felix Mendelssohn, Carl Nielsen oder Béla Bartók präsentiert, ergänzt um extra für Trio Aperto geschriebenen Stücken von Hans-Jürg Sommer, David Babcock, Pascal Jugy und Siegmund Schmidt. Doch ganz von der volkstümlichen Anbindung mit Abend wird es wieder, Allschwiler & Schweinehirtentanz mag man sich nicht verabschieden - das mag aufgeschlossenen (sic!) Hörern dann doch zu brav klingen, Seit 2016 hat die Position an der Harfe gewechselt, kommende Konzerte werden von Angela Holzschuh bestritten.  

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www.trioaperto.de